Erinnerungen an 1001 Nacht

Die iranisch-deutsche Schauspielerin spürt der Geschichte ihrer Familie nach, begibt sich dabei auf Zeitreise in die Jugend ihrer Mutter Rosemarie, die sich im München der Fünfziger Jahre zur Fremdsprachensekretärin ausbilden lässt. Sie interessiert sich mehr für Archäologie als für Elvis. Mit anschaulichen Szenen über modische Details – Rose und ihre Freundin Edel nähen sich ihre Kleider selbst, denn die Boutiquenware ist zu teuer – Vergnügungen wie Rock’n’Roll tanzen, den täglichen Klatsch über die Kaiserin ­Shoraya (wie Tabatabai mit persisch-deutschen Wurzeln), Eisessen und Maskenbälle beschreibt sie die Atmosphäre, in der sich ihre zukünftigen Eltern kennenlernen. Die Beziehung mit dem eleganten iranischen Maschinenbau-Studenten führt die beiden schließlich in den Iran. Die Salons in Teheran, Reisen ans Kaspische Meer, nach Isfahan und Persepolis – Tabatabai beschwört Assoziationen an Tausendundeine Nacht. Sie selbst kommt in der Mitte des Buches zum Zug, beschreibt Erinnerungen an ihre Kindheit in Teheran: das Haus, die Terrasse, den alten Walnussbaum, das Radio mit melancholischer persischer Musik, unterbrochen von der E-Gitarre ihrer Schwester. Die Revolution Chomeinis hätte ausführlicher behandelt werden können – schließlich kehrt die Familie wegen der immer gewalttätigeren islamischen Revolution zurück nach Deutschland. – Das kurzweilige, leicht lesbare Buch stützt sich auf Geschichten beider Familien sowie ausführliche Briefe und Erzählungen der Mutter.
Susa
Jasmin Tabatabai: Rosenjahre. Meine Familie zwischen Persien und Deutschland. 288 Seiten, München, Ullstein EUR 12,40