Tentakel sollten wir haben
Sie ist winzig, schnell, wenn es darauf ankommt, und lebt symbiotisch. Die titelgebende, grüne Hydra ist ein schlaues Tier, wenn es ums Überleben geht. In Lisa Spalts Textsammlung dreht sich alles um kapitalistische Gier, globale Fluchtbewegungen und eine mögliche Welt nach der Apokalypse. Stets zwischen Witz und Ernst changierend, ergibt sich keine durchgängige Erzählung. Die beim Lesen evozierten Bilder erinnern durchaus an die brachialen Auswüchse der britischen Monty Pythons, währenddessen fein ziselierte Lyrik daran erinnert, dass Spalts Anliegen im Grunde ein ernsthaftes ist. Doch gerade diese sprachlichen Volten ergeben nach der Lektüre ein schlüssiges Bild einer Welt am Abgrund, denn die Autorin weiß ganz genau, dass nur in der Komik größter Tragik Ausdruck verliehen werden kann.
Elisabeth Streit
Lisa Spalt: Grüne Hydra von Calembour. 136 Seiten, Czernin Verlag, Wien 2023 Euro 20,00