Der dunkle Fleck
Eva Schörkhuber hat sich einem anspruchsvollen Thema zugewandt, welches wir allzu gern verdrängen, obgleich es uns alle betrifft. Es geht um den Tod, der vielfach Ängste erzeugt. Sie nähert sich dem Thema an, in dem sie zunächst Erlebnisse aus ihrer Kindheit beschreibt, wie schwierig es für sie als Kind zu begreifen ist, was sich hinter dem Tod verbirgt. Ihr damaliger Rettungsanker ist eine wunderbare Insel, die ihr jüngerer Bruder für sie eingerichtet hat.
Die persönliche Verunsicherung, irgendwann nicht mehr zu sein, bleibt auch im Erwachsenenalter unbegreiflich. Es wird versucht, durch formale Papiere wie Testament, Lebensversicherungen, Sparbücher usw., die eigene Hinterlassenschaft zu regeln. Dennoch, jeder Tod führt ins Ungewisse. Eva Schörkhuber verliert zwei geliebte, ihr vertraute Menschen, den eigenen Vater, aufgrund einer unheilbaren Krebserkrankung, und einen sehr guten Freund aufgrund seines Suizids. Ihre Stimmung, um Abschied zu nehmen, vermag sie in einer ruhigen Innenbetrachtung zu vermitteln, was eine besondere Gabe ist. Es bleibt das Erinnern. Anhand zahlreicher offener Fragen verdichtet sie die Thematik für Lesende und interpretiert Aussagen anderer bekannter Autor:innen, die sich dem Tod in ihren Werken gewidmet haben, so dass am Ende die unbestrittene Komplexität des Inhaltes deutlich wird. Untermalt wird der Essay von stimmigen Illustrationen ihres Bruders Philipp Markus Schörkhuber. Danke!
ML
Eva Schörkhuber: Die wunderbare Insel. Nachdenken über den Tod. 183 Seiten, Edition Atelier, Wien 2023 EUR 20,80