Wiederholungen oder: Wie ist Ausbrechen möglich?

Anna Maschiks Debütroman beginnt mit dem heimlichen Töten der Schafe während des zweiten Weltkriegs und endet mit der Verwandlung der toten Mutter in einen Zitronenbaum. Über ein Jahrhundert hinweg folgen wir vier Frauen einer Familie, vier Generationen, die stets versuchen, alles anders zu machen, und sich dann doch immer in Wiederholungen wiederfinden. Wächst die Urgroßmutter in Norddeutschland auf einem Bauernhof auf, so zieht ihre Tochter nach Österreich und schafft es doch nicht, den räumlichen Abstand zu überwinden. Auch im Roman spielt die Landschaft Norddeutschlands und vor allem die Gartenarbeit eine zentrale Rolle. Wir folgen den Frauen bei ihren Hoffnungen und Kämpfen, bei ihren Geburten und Abtreibungen, bei ihren Schicksalsschlägen und ihren selbst gelegten Fallen. Die letzte in der Reihe, Alma, erzählt uns diese Geschichte von ihren Vorfahrinnen und wundert sich selbst immer wieder über die vielen Zufälle, die dazu geführt haben, dass es sie als (Ur-)Enkelin und Tochter gibt. Wunderbar poetisch beschreibt der Roman Landschaften, Gefühle und insbesondere Mutter-Kind-Beziehungen, die einen schmerzen, weil sie sich zu oft genau so zutragen. Gleichzeitig ist der Roman sehr reduziert, mit einfachen Sätzen bringt er monatelange Entwicklungen prägnant auf den Punkt. So lässt sich das Buch zwar in einem Tag durchlesen, zwischendurch lässt es uns aber immer anhalten und über das Geschriebene nachdenken. Ein schöner Roman über eine mythische Landschaft, bäuerliches Leben und die Weitergabe von Trauma.
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Anna Maschik: Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten. 239 Seiten, Luchterhand, München 2025 EUR 23,70