‚Trendthema‘ Trauma

Bücher und Fachartikel zum Thema Trauma gibt es mittlerweile sehr zahlreich. So hat sich 2022 im Vergleich zu den 1970er Jahren die Literatur dazu verzwanzigfacht. Warum also noch ein Traumaheilungsbuch? Brittany Pipers Ansatz der körperorientierten Traumaheilung ist eigentlich nicht neu. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die von Peter Levine bereits in den 1970ern entwickelte Methode des Somatic Experiencing (noch mehr) bekanntzumachen und über ihre eigenen Erfahrungen damit zu berichten. Das verleiht dieser Therapieform auch eine gewisse Anschaulichkeit. „Das Trauma besteht nicht im Ereignis, sondern im Nervensystem“ (Levine im O-Ton): da das/die traumatische/n Erlebnis/se das Nervensystem überfordern (Sicherheit vs. Gefahr) und die Normalisierung des Reaktionszyklus nur stattfinden kann, wenn es nach der Gefahr wieder ein Geborgenheitsgefühl, also Sicherheit gibt, überlasten (immer wieder) wachgerufene Erinnerungen das Nervensystem abermals mit einem aktivierten Stressreaktionszyklus. Der Ansatz des Somatic Experiencing besagt jedoch, dass die aktivierten Überlebenshormone wie Adrenalin vom Nervensystem erst abgebaut werden können, wenn die ‚Dinge‘ gefühlt und im Körper nacherlebt worden sind. Pipers Buch bietet mannigfaltige Informationen, wie z.B. einen Einführungskurs über die Funktionsweise unseres Nervensystems (Polyvagaltheorie), wie mit emotionalen Triggern umgegangen, Hilfsmittel/Ressourcen ausfindig gemacht und angewendet werden können. Das ist verständlich und mit sympathischem Engagement geschrieben und eine gute Einführung in die Methode samt Anleitungen. Betroffenen kann dieses „zu Bildungs- und Informationszwecken“ geschriebene Buch aber eine begleitete Therapie durch eine in dieser Methode ausgebildete Fachkraft nicht ersetzen.
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Brittany Piper: Körperorientierte Traumaheilung. Angst und Panik besiegen durch sanfte Kommunikation mit dem Körpergedächtnis. 368 Seiten, Goldmann, München 2025 EUR 18,50