Alleinerziehend im Nachkriegsburgenland
Jede Biografie wird von den gesellschaftlichen Umständen beeinflusst, die die jeweiligen Protagonistinnen umgeben und erzählt so auch von historischen Ereignissen und politischen Veränderungen. Auch das Leben der Burgenländerin Katharina Paflik (1910-1998) war von den großen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts bestimmt. Als Tochter einer kinderreichen Familie, die sich mit Subsistenzwirtschaft und Weberei über Wasser hält, erlebt sie als junges Mädchen eine noch vorindustriell anmutende rurale Gesellschaft. Am Ende ihres Lebens, nach zwei Weltkriegen, vielen persönlichen Verlusten und materiellen Entbehrungen, findet sie sich in einer von wirtschaftlichem Aufschwung geprägten, globalisierten Welt wieder. Anhand persönlicher Erzählungen, Erinnerungen aus der eigenen Kindheit und alten Fotos rekonstruiert Monika Mayer-Höttinger die Lebensgeschichte ihrer Mutter, die insbesondere von weiblichen Lebenszusammenhängen und den Schwierigkeiten erzählt, mit denen sich eine alleinerziehende Frau im ländlichen Nachkriegsösterreich konfrontiert sah. Nüchtern und ohne große Ausschmückungen werden Kriegserfahrungen, Nahrungsmittelknappheit sowie Wohn- und Arbeitssituationen geschildert, die einen höchst interessanten Einblick in die burgenländische Alltagsgeschichte des 20. Jahrhunderts geben.
ReSt
Monika Mayer-Höttinger: „Mit meiner Hände Arbeit“. Katharina Paflik. Burgenländische Lebensgeschichten (Bd. 11), 80 Seiten, Edition lex.liszt 12, Oberwart 2023 EUR 18,00