Amed

Winter 2015/16. Diyarbakir steht in Flammen, Straßenschlachten. Das Militär beschießt die Altstadt Sur, zerstört das historische Stadtviertel, enteignet die Menschen und siedelt sie um. Die junge schwangere Kurdin Dilan, aufgewachsen in Deutschland, kehrt vom Begräbnis ihrer Mutter nach Istanbul zurück. Erinnerungen an eine unbekannte Frau bei der Trauerfeier, an rätselhafte Ereignisse in ihrer Kindheit, an einen Unfall und den plötzlichen Umzug in eine andere deutsche Stadt gehen ihr durch den Kopf. Durchbrochen wird ihr Grübeln über verschwiegene Teile ihrer Familiengeschichte von Nachrichtensendungen über die Kämpfe in Diyarbakir. Sie findet sich in einem Bus nach Amed – der kurdische Name der Stadt – wieder und ist konfrontiert mit der Militärpolizei. Die Unbekannte vom Begräbnis rettet sie aus den Auseinandersetzungen in der Stadt. Im Dorf angekommen, fühlt sie Erleichterung, sich angenommen, daheim und lernt Kurdisch… Der gelungene Debütroman von Beliban zu Stolberg, Tochter eines kurdischen Vaters und einer deutschen Mutter ist extrem spannend zu lesen, das abrupte Ende lässt die Leserin jedoch ein bisschen erstaunt zurück.
Sena Dogan
Beliban zu Stolberg: Zweistromland. 208 Seiten, Kanon Verlag, Berlin 2023 Euro 23,00