Anfang und Ende

Im Mabuse-Verlag, einem kritischen und unabhängigen Verlag für Gesundheit und Medizin, hat Miriam Funk einen schmalen Ratgeber publiziert. Über 400 Frauen hat die Autorin dafür zum Tabuthema Fehlgeburt nach ihren Erfahrungen befragt und plädiert für Akzeptanz und Verständnisbereitschaft und nicht zuletzt für einen Raum für Trauer nach Fehlgeburten. Es geht nicht nur um die medizinische Sicht, sondern um Rechte und Optionen (allerdings spezifisch für Deutschland). Über weite Strecken wird – trotz zahlreicher kurzer Zitate aus den Gesprächen mit betroffenen Frauen – eine eher technizistische Haltung spürbar: so verlautbart die Verfasserin, dass ihre eigenen Fehlgeburten „optimal verlaufen“ seien. Von den existentiellen Fragen und seelischen Krisen, die manchmal durch die Erfahrung plötzlicher Fehlgeburten ausgelöst werden, ist kaum die Rede. Und ja, okay – frau solle sich „einen individuellen Weg zu trauern suchen“, aber ein Hinweis, dass es sich beim Tabu von Fehlgeburten um eine Unterform des Tabus des Todes in unserer Gesellschaft handelt, fehlt leider. Dieses sachliche Handbuch ist eher für Personen geeignet, die (beruflich oder im nahen Umfeld) mit Frauen in Kontakt sind, die eine Fehlgeburt erlitten bzw. eine „stille/kleine Geburt“ erlebt haben. Betroffene Frauen können im Fall des Falles oder danach trotz so vieler Sachinformation und so vieler guter Tipps vermutlich nicht viel Trost finden.
Judith Fischer
Miriam Funk: Tabuthema Fehlgeburt. Erste-Hilfen-Band 10. Mabuse-Verlag, Frankfurt/M. 2017 EUR 17,50