Auf die Wunde Welt

„Erstickende Eintracht Staubrest einer Vergangenheit Ruinen[…]“ so beginnt der Gedichtband. Anfangs schreibt Feimer ohne Interpunktion, kurze Verse, in denen nicht klar ist, wann das Gedicht abreißt, und das nächste beginnt. Zwischendrin mal ein Punkt oder ein Komma, mittendrin versiegen die Satzzeichen wieder. Immer wieder beschwört Feimer ein viel bedeutendes „Du“. Ist es die unverstandene Differenz eines Gegenübers, oder geht es um die vielfachen Möglichkeiten von Begegnungen mit einer, vielen Welten, Realitäten? Manchmal ist es vielleicht auch das Anrufen von einem geliebten unvereinbarem Du. Durch die Gedichtsammlung zieht sich ebenso die Fragilität von Idealen, Vorstellungen und Leben. Was in diesen Texten aber nicht zu finden sein wird, ist Verzweiflung oder Selbstmitleid. Gegen Ende des Bandes steht ein stilistischer und inhaltlicher Bruch – Ich bin Europa – bezieht politische Position, wird konkret, produziert keine schemenhaften Bilder wie zuvor. Hier wird die Position von Isabella Feimer deutlich, „dem Sprachverlust zum Trotz der Leerstelle zum Widerstand“ spricht sie.
JAW
Isabella Feimer: Tiefschwarz zu unsichtbar. 93 Seiten. Limbus Verlag, Innsbruck 2017 EUR 13,00