Aufbruch zu sich selbst
Sie ist jung, lebt am Land und ihre – aller Voraussicht nach kleinbürgerliche – Zukunft scheint vorgezeichnet. Isa Erlinger ist Kindergärtnerin mit nettem Freund, der ans Hausbauen denkt. Das zufällige Zusammentreffen mit einer zukünftigen Selbstmörderin führt zu schicksalhaften Begegnungen mit zwei weiteren Frauen: mit der lebendigen Zora und der geheimnisvollen Lou, die bereits verstorben ist. Isas bisherige Lebensplanung gerät in der Folge gründlich ins Wanken. Sie wagt den Ausbruch aus dem Dorf, identifiziert sich mit Lou, zieht in die Stadt in ein wildes, ungekannt abenteuerliches Leben. Das Vorbild Lou erweist sich schließlich als Lügengebilde. Über Ausschweifungen, die die Leser_innenschaft durch die Ich-Erzählung hautnah miterlebt, findet die junge Frau schließlich zu sich selbst. Nach wechselvollen instabilen Beziehungen mit Männern bleibt die gefestigte Freundschaft mit einer Frau. Binnen eines Jahres hat sich die biedere Kindergärtnerin zur schreibenden Studentin gemausert. Eva Lugbauer hat mit ihrem Roman-Erstling einen unterhaltsamen Entwicklungsroman hingelegt. Die Geschichte wird flott und stimmig erzählt und ist keine schwere Kost. Das Buch eignet sich wohl am besten für ein junges (weibliches) Publikum, das selbst auf der Suche ist.
Irmgard Kirchner
Eva Lugbauer: Und am Ende stehlen wir Zitronen. 248 Seiten, Verlag Wortreich, Wien 2018 EUR 14,90