„Aufenthalt“ im Wehrmachtsbordell
Das Buch handelt von der noch kaum aufgearbeiteten Thematik der für die Wehrmachtssoldaten errichteten Bordelle. Über zahlreiche amtliche Berichte rekonstruiert Anne S. Respondek die Lebensgeschichte der in Posen lebenden Maria K. Sie ging einem bürgerlichen Beruf nach, wurde nach einigen kleinen Eigentumsdelikten inhaftiert und später von den Wehrmachtsbehörden als Prostituierte angeheuert. Grund dafür waren das sogenannte „asoziale Verhalten“ und kleine Straftaten der zu diesem Zeitpunkt erwerbslosen Maria K. Ihre Situation verschlechterte sich, weil sie sich als Deutsche ausgegeben und mit einem gefälschten Ausweis verbotene deutsche Lokale besuchte hatte. In immer kürzeren Abständen wurde Maria K. in Bestrafungsinstitutionen und schließlich sogar nach Auschwitz verbracht. Die Rechtfertigung der Bordellbetreiber bestand darin, dass den deutschen Soldaten in „Geschlechtsnot“ geholfen werden müsse. Strenge Hygienekontrollen sollten deren Gesundheit schützen. Wer sich der Prozedur der zwei Mal in der Woche stattfindenden amtsärztlichen Untersuchung entziehen wollte, hatte strenge Strafen zu gewärtigen. Gebrochen von all diesen Schikanen tat Maria K. vor Gericht schließlich den Ausspruch: „Gerne will ich wieder ins Bordell gehen. . ..“, der den Titel dieses Textes darstellt. Maria K. überlebte Auschwitz und gründete eine bürgerliche Existenz.
Ein offizieller, entsprechende Entschädigungen ermöglichender Opferstatus wurde den betroffenen Frauen bis heute nicht zuerkannt.
Monika Zopf
Anne S. Respondek: „Gerne will ich wieder ins Bordell gehen…”. Maria K.‘s „freiwillige” Meldung für ein Wehrmachtsbordell. 280 Seiten, Marta Press, Hamburg 2019 EUR 34,00