Chaos! Eine Selbstfindung am Meer

Rosa reist alleine in die sogenannte Stadt K., einen verschlafenen Ort in Griechenland, idyllisch, aber für die Journalistin Ende Dreißig mit unliebsamen Erinnerungen verknüpft: Hier brach vor Jahren das „Chaos“ über sie herein, das ihr Leben seither entscheidend prägt. Was genau dieses „Chaos“ ist, erfahren wir nach und nach, wie ein Mosaik setzen sich gegenwärtige Gedanken und Erinnerungen der Protagonistin langsam zu einem Ganzen zusammen. Bei ihrem mehrwöchigen Aufenthalt am Meer wird Rosa mit ihrem bisherigen Leben konfrontiert, insbesondere mit den Beziehungen zu ihrem Vater und ihrem langjährigen Partner, aber auch insgesamt mit ihrem privaten und beruflichen Werdegang. Auf ihrer Suche nach Antworten hilft schließlich auch die Bekanntschaft mit einem Mann, der wie sie allein unterwegs ist: Die beiden finden ineinander eine Art tröstliche Liebe auf Zeit. Empathisch und stilistisch ansprechend beschreibt der Roman das Innenleben der Protagonistin und begleitet sie bei ihrer Besinnung auf sich selbst und der langsamen Bewältigung ihres Traumas. Durch seine intelligente Komposition bleibt der Text spannend, die Autorin schafft es gekonnt, weder zu viel noch zu wenig zu verraten, um so das Interesse der Leserin aufrecht zu erhalten. Eine gelungene Mischung aus psychologischem Roman, Entwicklungsstudie und Liebesgeschichte, die den Abhängigkeiten und Freiheiten in unseren Leben nachspürt und gleichzeitig ein bisschen Lust auf Urlaub macht.
 ReSt
Judith Gruber-Rizy: Die schreckliche Stadt K. 198 Seiten, Edition Art Science, St. Wolfgang 2020, EUR 15,00