Dahinbrettern als sei das alles Autobahn

Wenn die Karten einmal verteilt wurden, muss man spielen mit dem, was man auf der Hand hat. Deprimierend? Jep! Die 2021 verstorbene Kult-Essayistin und Autorin Joan Didion legt uns in dem 1970 verfassten Roman das Leben einer Protagonistin, der semi-erfolgreichen Schauspielerin Maria, wie ein Kartendeck aus. Sie erzählt uns in ihrer charakteristischen Sprache nüchtern und präzise von den großen Themen – von gescheiterten Affären, psychischen Krisen, Drogen, der verheißungsvollen und doch verhängnisreichen Welt Hollywoods der 60er Jahre, von Glamour und Verfall, Verlust und Sehnsucht. Wie die Protagonistin, die ihre Tage damit verbringt, ziellos über die Roadways Kaliforniens zu rasen – schickt auch Didion uns auf eine rasante Fahrt durch das Leben einer Frau, durch Nevada, New York, Hollywood, ohne Ziel, ohne hoffnungsvolles Schimmern am Horizont, auf der Suche nach Sinn. Didion traut ihren Leser:innen viel zu, sie erzählt, ohne zu viel über die Regeln des Spiels zu verraten. Play it as it lays ist sicher kein heiterer Roman, aber spannend für alle, die Literatur schätzen, die einen mitten hineinwirft in Zeiten und Milieus, die einem fremd vorkommen, und dann trotzdem ganz schrecklich relevant und vertraut.
Eddie
Joan Didion: Play it as it lays. Aus dem Engl. von Antje Rávik Strubel. 240 Seiten, Ullstein, Berlin 2023 EUR 24,50