Das Abziehbild

Junge Georgier*innen, die in Amsterdam, einer Stadt ohne Vorhänge an den Fenstern, in der Drogen legal sind, versuchen, sich ihre Existenzen aufzubauen. Sie sind dem krisen- und kriegsgeschüttelten Georgien entflohen. Astamur, Ornithologe, ist dem Vogelzug der Nachtigallen aus dem iranischen Isfahan auf der Spur. Und sich selbst. Seit seiner frühen Kindheit ist ihm unklar, ob er nicht vielleicht doch sein verstorbener Zwillingsbruder Parwis ist. Auf der Suche nach den Zugvögeln findet er seine Jugendliebe – in der Freundin seiner Frau Natascha – wieder, die in Russland ihre Krebserkrankung zu kurie-ren versucht. Subtil stellt die 1980 in Tiblisi geborene Autorin in ihrem Debütroman dar, wie Migration Türen öffnet und andere verschließt, wie sich die Identität als „Georgier*in“ in der Migration konstituiert und in Widerspruch zu Zurückgelassenem gerät. Ein schwer zugängliches, jedoch äußerst lesenswertes Buch.
Sena Dogan
Nestan Nene Kvinikadse: Die Nachtigallen von Isfahan. Aus dem Georg. von Tamar Muskhelishvili. 122 Seiten, Orlanda Verlag, Berlin 2017 EUR 15,00