Das Ende der Lebenslügen
Zu Beginn steigt die Leser*in des Romans in eine Geschichte des Erwachsenwerdens ein: Maren ist mit 19 von zu Hause weggegangen, nur um nach ein paar Jahren des halbherzigen Schauspielstudiums wieder daheim einzuziehen. Es folgt eine Zeit des Nichtstuns, dann ein Job als Aufpasserin in einem Museum. Mit ihrer Mutter Vera, einer ziemlich auf sich bezogenen Künstlerin, gibt es Spannungen. Das Verhältnis zu ihrem Stiefvater Robert wirkt etwas besser. Es stellt sich aber heraus, dass Robert ein Doppelleben führt. Maren profitiert insofern davon, als dass Robert sie in seine zweite Wohnung einziehen lässt. Stück für Stück baut sich Maren ihr eigenes Leben auf, langsam und in kleinen Schritten emanzipiert sie sich von den Eltern und beginnt, zu ihren eigenen Entscheidungen zu stehen. Wirklich bestechend an Eva Schmidts zweitem Roman nach ihrer 20jährigen Veröffentlichungspause ist wiederum ihr Stil: einerseits präzise, ein wenig kühl und distanziert, andererseits geprägt von hintergründigen Auslassungen wichtiger Informationen, die – sobald man sie durchschaut zu haben glaubt – den Blickwinkel beim Lesen verschieben. Wieder ein gelungener Roman, auf eine ganz eigene, schöne Art nimmt das Buch gefangen – bitte mehr davon!
gam
Eva Schmidt: Die untalentierte Lügnerin. 208 Seiten, Jung und Jung, Salzburg/ Wien 2019 EUR 22,00