Das Leben der Susan Taubes

Die Schriftstellerin, Schauspielerin und Religionswissenschaftlerin Susan ­Taubes (1928–1969) kam 1939 nach der Scheidung ihrer Eltern mit ihrem Vater, dem ungarischen Psychoanalytiker Sandor S. ­Feldman, in die USA. 1949 heiratete sie den später in Deutschland einflussreichen Philosophen und Rabbiner Jacob ­Taubes, dessen Vater Zwi ­Taubes als Rabbiner in Wien und Zürich amtiert hatte. Die Literaturwissenschaftlerin Christina Pareigis hat ­Taubes‘ Familiengeschichte, ihr rastloses Leben und ihre intellektuellen Freundschaften mit Emmanuel Levinas oder Susan Sontag mit großer Sensibilität beschrieben. ­Taubes’ Geschichte ist aber auch die Geschichte ihrer Entfremdung vom Judentum. Nicht umsonst schrieb sie ihre Dissertation bei Paul Tillich über die französische Philosophin Simone Weil, die sich von ihrer Herkunft und ihrem jüdischen Erbe distanziert hatte. Nach dem Scheitern der Ehe mit Jacob ­Taubes lebte Susan vor allem in Europa. Ihr Roman Divorcing (Scheiden tut weh, übersetzt von Nadine ­Miller), der auch als Roman über ihre Ehe gelesen werden kann, erschien wenige Tage vor ihrem Freitod. Sie hinterließ keinen Abschiedsbrief. Die Biografie wurde möglich, weil Tanaquil und Ethan ­Taubes, die Kinder des Paares, Sigrid Weigel in Berlin den Nachlass ihrer Mutter anvertrauten. Pareigis, die auch über jiddische Lyrik in der Zeit der Shoah arbeitet, gibt zudem ­Taubes’ berührende Korrespondenz mit Jacob ­Taubes und einen Band ihrer Prosaschriften heraus.
Evelyn Adunka
Christina Pareigis: Susan Taubes. Eine intellektuelle Biographie. 471 Seiten, Wallstein, Göttingen 2020 EUR 29,90