Das Werden einer Imker_in

Helen fühlt sich nach unzähligen Umzügen auch in ihrer neuen Bleibe, einem Reihenaus in Oxford, noch nicht wirklich angekommen. Ihr neuer Job in einem fensterlosen Großraumbüro vermittelt ihr wenig Lebenssinn. Da schenken ihr Freund_innen einen Bienenstock und sie beginnt sich mit der Geschichte der Imkerei zu beschäftigen. Sie durchlebt ihre erste Saison mit ihrem eigenen Bienenstock, der Sinn und auch neue Menschen in ihr Leben bringt. Helen versucht in dieser Zeit das Wesen, das Leben und die Bedürfnisse ihrer Bienen und letztendlich auch ihre eigenen besser zu verstehen. Es ist für Helen eine Art therapeutischer Beschäftigung, das Buch ist somit auch ein Entwicklungsroman. Stilistisch kommt der Roman manchmal elegant, manchmal auch ein wenig platt daher, die Art und Weise aber, wie sich die Neo-Imkerin den Bienen und der Bienenhaltung nähert, ist bemerkenswert reflektiert und lädt zur Nachahmung ein. Die Autorin flicht immer wieder sehr stimmig Kritik an der Kommerzialisierung der Imkerei und den damit verbundenen Ausbeutungsverhältnissen in ihre Erzählung ein. Zu guter Letzt gibt sie Hinweise zu Literatur und wie die Lesenden selbst zum Erhalt von Bienen beitragen können, auch wenn sie sich kein Bienenvolk auf den Balkon oder in den Garten holen wollen.
Roswitha Hofmann
Helen Jukes: Das Herz einer Honigbiene hat fünf Öffnungen. Über das Jahr, in dem ich Imkerin wurde. Aus dem Engl. von Sofia Blind. 304 Seiten, DuMont, Köln 2018 EUR 22,70