Der Riss in den Sätzen
„In den
Sätzen“, der Titel der neuesten Publikation von Eleonore Weber,
weist bereits programmatisch auf zentrale Themen und Verfahren dieser
– als Rhapsodie untertitelten und damit als keiner geschlossenen Form
unterworfenen – Textsammlung hin. Ausgehend von persönlich
bedeutsamen Sätzen vor allem aus den Bereichen Literatur,
(bildender) Kunst und (musikalischer) Popkultur – reflektiert und
gestaltet Weber Fragen der Voraussetzungen von Textproduktion, des
Verhältnisses von Sprache und Wirklichkeit und der literarischen und
bildlichen Darstellbarkeit. Zentrum der Texte ist ein biographisches
Ich in seiner als krisenhaft erlebten Lebensmitte. Sein – Dante
verkehrender- Aufbruch in die „Hölle auf Erden“ in ein
Friedenscamp in Nepal bildet den schmalen erzählerischen Grat, um
den sich die vorwiegend in der Ich-Form gehaltenen Texte anordnen.
Mittels eines sich vielschichtig überlagernden, intertextuellen und
oft poetischen Verfahrens werden biografische Momente in ihrem
Zusammenspiel mit Fragen der Beschreibung, künstlerischen Gestaltung
und Veränderung der gesellschaftlichen und politischen Wirklichkeit
vorgeführt. Die unterschiedlichen, teilweise von Grafiken der
Autorin begleiteten Texte bestechen dadurch, dass sie präzise,
lakonisch, traurig, aber auch widerständig die in Sprache und
Kunstproduktion angelegte Janusköpfigkeit von Feststellung und
Überschreitung für die eigene Textproduktion und das literarische
in Bewegung-Setzen des eigenen Lebens reklamieren und inszenieren.
SaZ
Eleonore
Weber: In den Sätzen. Eine Rhapsodie. 198 Seiten, fabrik transit,
Wien 2019
EUR 15,00