Die Frauen von Själö
Eine einsame Schäreninsel in Finnland. Seit Jahrzehnten beherbergt sie ein großes, klobiges Gebäude: die „Irrenanstalt“, Schauplatz vielfältigster weiblicher Schicksale. Im neuesten Roman der schwedischsprachigen finnischen Autorin Johanna Holmström werden zwei dieser Schicksale näher beschrieben.
Das Schicksal der Kristina, der zweifachen Kindesmörderin, die zunächst ins Gefängnis kommt und später (1891) in die „Irrenanstalt“ von Själö verlegt wird, scheinbar eine Vergünstigung. Die traurige Wahrheit ist allerdings, dass sie ihr ganzes Leben lang keine Chance mehr haben wird, diese Anstalt zu verlassen. Die Zustände in solchen Institutionen sind in dieser Zeit deprimierend. Ohne wirklicher Gewalt ausgesetzt zu sein, ist das Leben für die Patientinnen auf ewig zukunftslos und hoffnungslos. Nicht viel besser ergeht es Jahrzehnte später (1934) der sechzehnjährigen Elli. Obwohl sich die Lebensumstände auf Själö gebessert haben, bestehen für das Leben der jungen Elli ebenso wenige Aussichten. Der Anstaltsarzt von Själö macht den Vorschlag, aus rassehygienischen Gründen Elli zu sterilisieren. Ellis Eltern stimmen zu und sie wird nach der Operation in die Freiheit entlassen. Weiters ist vom Schicksal Ellis nicht mehr die Rede. Das Geschick der kranken Frauen bessert sich mit dem Erscheinen der jungen engagierten Schwester Sigrid. Die magische Anziehungskraft der verwunschenen Insel lässt auch viele Jahre später Sigrid nicht los. Bis an ihr Lebensende bleibt sie auf Själö.
Monika Zopf
Johanna Holmström: Die Frauen von Själö. Aus dem Schwed. von Wibke Kuhn, 368 Seiten. Ullstein, Berlin 2019 EUR 20,00