Die Suche nach dem Nichts

„Ohne einen Apfel gibt es einen Apfel. Wie?“, fragt Gundi Feyrer im Vorwort zu dem Tempel des Nichts. Die Annahme der Quantenphysik, dass Materie nicht aus Materie besteht, ist der Ausgangspunkt für ihre poetische Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Nichts. In einem Wirbel aus Zitaten von Quantenphysikerinnen und anderen Wissenschaftlerinnen fragt Feyrer nach der Welt und dem Sinn. Was ist Licht, was ist Raum, was ist die Absenz von Etwas, was ist das Nichts? Woher kommt der Apfel? Die Textgestaltung sticht hervor und sie transportiert Bedeutung: Fragmentierte Gedanken und Fragenanhäufungen in lautmalerische Textblöcke gesetzt, vermitteln ein visuelles Äquivalent des Inhalts. Das Auge verliert beim Lesen den Faden und findet ihn im nächsten Gedankengang Feyrers wieder. Ihre eigene, vehemente Suche nach Antworten bettet die Autorin in Aussprüchen von Gelehrten und umwickelt sie mit ihren dichterischen Sprachspielen und Traumbildern. „Der Tempel des Nichts“ ist eine energische Expedition in Feyrers Gedankenwelt und ein detaillierter Einblick in ihre Faszination mit dem täglichen Leben und der modernen
Physik.
Niemalshaltestelle
Gundi Feyrer: Der Tempel des Nichts. Das Zaubern. 87 Seiten, Ritter Verlag. Klagenfurt/Graz/Wien. 2020, EUR 18,90