Frauenleben auf Schweizerisch
Der
Roman verknüpft Lebensgeschichten in einer Familie über fünf
Generationen hinweg und wechselt dabei mühelos zwischen den
verschiedenen Zeitabschnitten. Schwere Schicksalsschläge der
weiblichen Familienmitglieder stehen im Mittelpunkt. Zu Beginn
erschweren verschachtelte Sätze ein rasches Eintauchen in die
detailreiche Familiengeschichte. Jedoch abgesehen davon ist das Buch
eine schöne Lektüre, die interessante Einblicke in
Lebensverhältnisse gibt.
Katharina Geiser bezieht sich in ihren
Ausführungen gern auf Bücher und Filme, wobei sie die
Besonderheiten der Vergleiche nicht erläutert, dadurch gehen einer
Nichteingeweihten die Pointen verloren. Vielleicht sind diese Bezüge
für bibliophile Menschen gedacht, wie die Hauptprotagonistin Klara,
die als Buchhändlerin in Zürich lebt. Geprägt von ihren
Kindheitserinnerungen hat sich Klara geschworen, nie einen Ehemann zu
haben. Nichtsdestotrotz ist ihr Lebenslauf geprägt von der
Bekanntschaft mit einem Mann. Die Autorin schildert das Kennenlernen
von Paul, die regelmäßigen Treffen, die langsame emotionale
Distanzierung und das Ende dieser Liaison.
Es werden bäuerliche
Lebensstrukturen der Schweiz, ausgehend vom 19. Jahrhundert,
beschrieben. Elise verlässt aus finanziellen Gründen ihr vertrautes
Umfeld, um genügend Geld in der Großstadt zu verdienen. Das Suchen
und Finden ist ein zentrales Thema, mit aufkeimender Hoffnung und
Enttäuschungen, gespickt mit dialektischen Wortfetzen und veralteten
Redewendungen. Ein sprachlicher Genuss.
Eva Rammesmayer
Katharina Geiser: Unter offenem Himmel. 311 Seiten, Jung und Jung, Salzburg/Wien 2020 EUR 23,00