Gefangen im Nichts
Senna findet sich angebunden in einem fremden Bett wieder, alles tut ihr weh. Mühsam kann sie sich befreien und versucht sich daran zu erinnern, wie sie hierhergekommen ist. Fehlanzeige. Vorsichtig beginnt sie das Haus zu erkunden und muss feststellen, dass sie in Mitten von Nirgendwo eingesperrt ist. Plötzlich erschrickt sie. Sie ist ja gar nicht alleine, hier liegt Isaac, ihr Arzt, ans Bett gefesselt wie sie vorhin und erwacht allmählich aus seiner Bewusstlosigkeit. Auch er kann sich an nichts mehr erinnern. Gemeinsam rekapitulie-ren sie ihre Lage: Sie haben beide nicht den blassesten Schimmer, wer ihnen das warum antut und was das überhaupt alles soll – und realisieren, dass ihre Essensvorräte und Holz für ungefähr ein Jahr reichen. So beginnt sich ihr neuer Alltag zu formieren, gepaart mit vielen Spekulationen darüber, warum ausgerechnet sie beide in diesem Haus einge-sperrt sind. Dabei reflektieren sie viel über ihre frühere und jetzige Beziehung zueinander, die weit über ein herkömmliches Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patientin hinausgeht. Noch dramatischer wird ihre Situation, als schön langsam die Vorräte zu Ende gehen und ein Unglück passiert.
Die Autorin schafft es auf sehr spannende Art und Weise, einen Kriminalfall, das Seelenleben zweier Menschen und eigentlich eine Liebes-geschichte so miteinander zu verbinden, dass eine wirklich mitreißende Geschichte entsteht. Eine Leseempfehlung für alle, denen gerne etwas unter die Haut geht.
Petra Wächter
Tarryn Fisher: Seelenspiel. Aus dem amerik. Engl. von Christiane Winkler. 408 Seiten, Piper, München 2018 EUR 10,30