Jüdische Komponistinnen
In elf genau recherchierten Porträts beschreibt die Sängerin und Publizistin Andrea Schwab das Leben und das musikalische Werk jüdischer Komponistinnen. Nach Mathilde von Rothschild aus der Frankfurter Bankiersfamilie ist die zweite Biografie der Wienerin Josefine Auspitz-Winter gewidmet, die auch als Malerin und Autorin hervortrat und mit ihrem Vermögen viele soziale Projekte unterstützte. Obwohl ihre jüdische Herkunft für sie keine Rolle spielte, starb sie in Theresienstadt. In Auschwitz starb auch Ilse Weber, die vor allem als Lyrikerin bekannt ist. Ins Exil in die USA gingen Camilla Frydan, die mit dem Bruder von Egon Friedell verheiratet war, Vally Weigl, die Schwester von Käthe Leichter, Hansi Alt und Alma Mahler-Werfel. Nach Großbritannien emigrierte Hilde Loewe-Flatter; einige ihrer Werke wurden 2013 und 2016 in Wien wieder aufgeführt. Auch die Tänzerin Anita Bild fand in Großbritannien eine neue Heimat. Ihr Sohn Peter Bild schrieb ein Vorwort für Schwabs Buch. Nur bei Hilde Geiringer, deren Lieder im Radio gespielt wurden und die 1977 in den USA starb, konnte Schwab nichts über ihre Zeit im Exil herausfinden. In Wien durch eine Mischehe geschützt überleben konnte die Pädagogin Lisa Maria Mayer. Andrea Schwab legte ein engagiertes und gelungenes Buch mit vielen überraschenden Informationen vor.
Evelyn Adunka
Andrea Schwab: Jüdische Komponistinnen zwischen Erfolg und Verfolgung, Exil und Heimkehr. 182 Seiten, Hollitzer Verlag, Wien 2022 EUR 35,00