Kategorie: Belletristik

„Doitscha“ ist kein „Deutscher“

Schon in ihrem ersten Roman Titos Brille bewies Adriana Altaras messerscharfe Feder. Auch in Doitscha lebt sie mit zwei Söhnen, David und Sammy, und ihrem Mann Georg, dessen Mutter beim BDM war, in Berlin. In Episoden übernehmen neben Altaras auch ihre Familie, die Therapeutin u.a. wichtige Personen in ihrem Umfeld...

Weglaufen ums Leben

Der Roman beginnt in einem so rasanten Sprachtempo, dass der Eindruck entsteht, die Wörter laufen einer davon. Atemlosigkeit, Unruhe und Beklemmung breiten sich aus und schon ist man mitten im Geschehen. Vicky, extrovertiert, gefühlsmächtig, verrückt, lebensgierig, von Sozialhilfe abhängig, ist tot. Ein Unfall. Alma, introvertiert, gefühlsbeherrscht, tüchtig, aufstrebend, gut verdienend,...

Wandern zwischen zwei Welten

Die Kindheit von Anton Winter ist von Freiheit, Üppigkeit und lustvollem Zusammenleben in einer Kolonie gemeinsam mit vielen Familien und einem großen Garten geprägt. Der Kreislauf und die Ordnung der Natur, der Lebenszyklus von Geburt bis zum Tod faszinieren ihn sehr bald und er entwickelt „…ein genaues Auge auf die...

Worte, so flüchtig wie Quecksilber

Valerie streift durch die Straßen Wiens, wenn sie eine Auszeit braucht. Sie betritt Bars, die eine Straße weiter sind als die, in der sie eigentlich verabredet gewesen wäre, wundert sich über die Herkunft so mancher Denkmäler, fährt mit verträumten Gedanken mit der Straßenbahn vorbei am Schwedenplatz. Valerie hat Rechtswissenschaften und...

Aufstieg und Fall mit Schleckeis

Ein Roman zum genussvollen Schmökern und Eintauchen – eine klassische Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Geschichte in den USA, diesmal aus weiblicher Perspektive und voller Perspektivwechsel: Die Protagonistin spricht mal aus heutiger Sicht und erzählt im fließenden Übergang ihre Vergangenheit weiter, die sie durchgehend harsch und humorvoll kommentiert. Auf der Flucht vor antisemitischen Progromen in...

Von der Lebens- zur Lesekrise

Die Sprache soll wohl so lakonisch klingen, wie sich die Hauptprotagonistin Bente fühlt. Diese ist aus ihrem Leben und ihrer Ehe spontan ausgebrochen und strandet eines Tages bei einem jungen Paar, Putte und John, irgendwo an einer dänischen Küste im provinziellen Niemandsland. Dort wie auch im Roman wird nicht viel...

Die Juliet mit Ziel

Als Juliet Montagues Ehemann und Vater ihrer zwei kleinen Kinder von einem Tag auf den anderen verschwindet, ist das zusätzlich zur persönlichen Tragödie auch noch Anlass für endlosen Klatsch und Tratsch hinter vorgehaltener Hand für die jüdische Gemeinde, in der sie Anfang der 50er Jahre in einem Londoner Vorort lebt....

Was man erzählt, 
was man verschweigt

Erinnerung spielt in Ulrike Schmitzers literarischem Schaffen oft eine zentrale Rolle. Bereits in ihrem 2011 erschienen Roman „Die falsche Witwe“ beschäftigte sie sich mit dem Nachkriegszeit-Schweigen und den verdrängten Erinnerungen einer Familie. In ihrem nun erschienenen Roman „Die gestohlene Erinnerung“ versucht sie ihre eigene Familiengeschichte aufzuschreiben und begibt sich auf...

Im Kaleidoskop der Erinnerung

In Bettina Wohlfenders Observatorium dreht sich auf den ersten Blick alles um das Beobachten eines Vulkans und das Kartieren dessen Umgebung. Tatsächlich eröffnet das Observatorium im Fortschreiten der Erzählung eine Mannigfaltigkeit an Zeit- und Raumachsen, in denen die Protagonistinnen während ihrer Arbeit Vergangenes sowie Gegenwärtiges Revue passieren lassen. Dabei entsteht...

Abrechnungen

Nelia Fehn, Enkelin, Schriftstellerin, Buchpreisnominierte – aber vor allem Tochter ihrer renommierten Mutter – ist die junge Protagonistin, die sich durch den Dschungel der Frankfurter Buchmesse kämpft, oder eher treiben lässt. In ihrem kleinen Rucksack trägt sie mehr Gepäck mit sich herum, als dieser auf den ersten Eindruck hin zu...