Kategorie: Aktuelle Ausgabe
Die japanische Autorin Rin Usami beschreibt in ihrem zweiten Roman die verstörenden Familienverhältnisse einer depressiven jungen Frau. Kanko kann sich nur an eine Umarmung ihrer Eltern erinnern. Ihre Mutter hat nach einem Schlaganfall eine Wesensveränderung erfahren, wodurch sie launisch und alkoholabhängig geworden ist. Der Vater ist jähzornig und in Konfliktsituationen...
Nadège Kusanikas Debütroman gleicht einem Kaleidoskop an bildreichen Erinnerungen ihrer Kindheit und dem Aufwachsen in Kongo, ihrem Ankommen im fremden Deutschland und dem Spagat zwischen beiden Ländern. Kindheitserinnerungen, gespickt mit alltäglichen Begebenheiten, die tief bewegen und nachdenklich stimmen. Ngai ngai, die Blätter des afrikanischen Hibiskus mit in Fett gebackener Holzmakrele,...
Giulia Caminito veröffentlichte mit Das Wasser des Sees ist niemals süß ein mitreißendes Buch über das Aufwachsen am Rande der italienischen Gesellschaft. Der Vater sitzt teilnahmslos in der Ecke des Zimmers in seinem Rollstuhl, der ältere Bruder war ihr Verbündeter, bis er ihr weggenommen wurde, die jüngeren Geschwister sind unwichtig...
Giada ist 13, für ihr Alter klein und schmächtig. Alle halten sie für kindlich, niemand traut ihr etwas zu. Es ist Krieg, ihre Mutter, die selbst in Eritrea lebt, hat Giada bei ihrer faschistischen Tante gelassen. Ein mondänes und abenteuerliches Leben, wie Giada meint. Nach einer langen Zeit unter Bomben,...
Dieser Frage geht Mela Hartwig in ihrem Roman Der verlorene Traum nach. 1943/44 entstanden, eignet ihm keine Bezüglichkeit zu seiner Entstehungszeit. Sowohl Ort als auch Zeit seiner Handlung sind nicht näher spezifiziert. Das ist auch nicht notwendig, denn die Zeitrechnung des Romans ist eine höchst subjektive, ebenso wie die Orte,...
Dulce Chacóns historischer Roman, im Original La voz dormida ist endlich auch auf Deutsch erschienen. Beginnend mit dem Ende des Krieges um die spanische Republik und der Etablierung der Franco-Diktatur zeichnet er den antifaschistischen Kampf bis in die 1960er Jahre nach. Aus dutzenden Lebensgeschichten von Kämpfer:innen webt Dulce Chacón die...
Während auf den Straßen Wiens die 1848er-Revolution niedergeschlagen wird, plündern Dita und ihr Kollege Georg einen Sack Lebensmittel. Die Kolonialzuckerfabrik in der Josefstadt steht in Flammen. „Sie werden uns aufhängen”, murmelt er. Ditas Lachen ist leise, fast kalt: „Ist doch gar kein Mast mehr frei.“ Die Ingenieurstochter Mathilde ist zu...
Auf 480 Seiten im passenden Cover beschreibt Tanja Kinkel die Beziehungen zweier bürgerlicher Frauen, einer Adeligen und einer Arbeiterin in der revolutionären Aufbruchstimmung von 1848 und den Jahren danach. Anhand der historischen Personen Luise Otto, Robert Blum, August Peters, Amalie und Gustav Struve, Clotilde Koch-Gontard und der Arbeiterin Susanne Grabasch...
Anhand verschiedenster menschlicher Schicksale beschreibt die nordamerikanische Autorin Christina Henríquez die in sich gespaltene, multikulturelle Gesellschaft bei der Erbauung des Panamakanals Anfang des 20. Jahrhunderts. Der ökonomische Widerspruch zwischen Einheimischen und den zugewanderten nordamerikanischen und europäischen Akteur*innen wird nachvollziehbar. Menschen sterben an Lungenentzündungen, Gelbfieber, Malaria und Diphtherie. Die medizinische Versorgung...
Es ist Nacht, als Jara auf der Brücke an der Ruhr sitzt und darauf wartet, dass Anto ebenso wie der Baseball-Schläger wieder auftauchen, den sie zuvor hineingeworfen hat. Jara fragt sich: Was soll sie jetzt machen? Was würde Anto tun? Jara blickt im Geiste zurück und erinnert sich an jedes...