Keine Freiheit ohne Feminismus

In 19 Kapiteln stellt bell hooks ihr Programm vor, wie Feminismus als Instrument und Methode für eine Welt ohne Herrschaft funktionieren könnte. Ihr erstmalig 2000 in den USA veröffentlichtes Werk richtet sich nicht nur an Frauen, sondern bezieht dezidiert Männer als Unterstützer in den Kampf um feministische Freiheit ein, um männliche Dominanz zu hinterfragen und zu demontieren. Sie stellt sich bewusst gegen allzu plakative Polarisierungen in der feministischen Praxis. Sie verwehrt sich gegen Ausbeutung, Rassismus und Sexismus. Ihr ist jedoch in ihren theoretischen Überlegungen bewusst, dass es nicht so leicht ist, die eigenen inkorporierten sozialisierten Vorurteile zu bearbeiten. So gesehen bedeutet Sexismus auch, dass Frauen sich selbst innerhalb einer patriarchalen Gesellschaft zu sehr mit bereits vorgefertigten biologistischen Rollenbildern arrangieren. Auch sie haben sich mit den eigenen binären Geschlechtermustern auseinanderzusetzen, um sich zu emanzipieren. Es geht nicht nur darum, das männliche Gegenüber zu überzeugen, sondern auch um die eigene innere Revolte und die Bearbeitung der historisch tradierten Rollenmuster. Die Texte sind gut verständlich, hooks leitet von konkreten Beispielen zum Abstrakten, um ihre Quintessenz, in der es um eine ganzheitlich zu gewinnende Freiheit geht, zu verdeutlichen. Ein beherzter Beitrag, der innerhalb der feministischen Theorie trotz seines Alters an Aktualität nichts missen lässt. Ein Muss für alle, die nach wie vor an den betonierten gesellschaftlichen Spaltinstrumenten etwas ändern wollen. Empfehlenswert!

  ML

bell hooks: Feminismus für alle. Aus dem amerik. Engl. von Margarita Ruppel. 148 Seiten, Unrast, Münser 2021 EUR 14,40