Kilby Prison, Alabama, 1923

Roscoe ist verzweifelt. Er fühlte sich gezwungen mit seiner Frau Marie und dem gemeinsamen Sohn auf die Farm des verstorbenen Schwiegervaters in Alabama zu ziehen. Roscoes ganze Leidenschaft gehört jedoch der Elektrizität – mit dem Leben als Farmer kann er, der vorher als Elektriker in einem Kraftwerk gearbeitet hat, nichts anfangen. In der Ehe kriselt es. Roscoe sucht einen Ausweg, indem er mit der Hilfe von Wilson, dem schwarzen Farmarbeiter, Stromleitungen anzapft, um die Farm zu elektrifizieren. Sein Plan geht auf, aber nur für kurze Zeit. Bei einer Routinekontrolle der Leitungen durch einen Techniker kommt dieser bei einem Kurzschluss ums Leben. Roscoe wird zu zwanzig Jahren Haft in Kilby Prison verurteilt, Wilson zu zehn Jahren Zwangsarbeit in einer Kohlemine.
Virginia Reeves hat gut recherchiert. Ein Teil des Romans beschreibt den Alltag im Kilby Prison, das 1923 als Vorzeigehaftanstalt eröffnet wurde. Ed Mason, ein Mitgefangener und Freund von Roscoe, hat den ersten elektrischen Stuhl – Yellow Mama – für das Gefängnis gebaut. Er war von 1927 bis 2002 im Einsatz. Ein interessantes Debut, ange-siedelt zwischen Gefängnisroman und Sittenbild.
bf
Virginia Reeves: Ein anderes Leben als dieses. Aus dem Engl. von Simone Jakob und Hannes Meyer. 320 Seiten, DuMont Buchverlag, Köln 2018 EUR 23,70