Kommissar mit Spürsinn

Auch der neue Krimi der Wiener Autorin Lisa Lercher spielt in der Wachau. Wir treffen Major Paul Eigner wieder, der den Tod seiner Frau noch nicht überwunden hat, der sich liebevoll um seinen Enkel kümmert, der mit seinem Verlangen nach Hochprozentigem kämpft und das Rauchen trotz Herzinfarkt nicht aufgegeben hat. Ein sympathischer, authentischer Charakter, der jenen Scharf- und Spürsinn beweist, der seinen Kolleginnen fehlt – was das feministische Leser*innen-Herz allerdings nicht unbedingt erfreut. Da hilft es auch nichts, dass er sich mit seiner Schwester solidarisiert, als sie beschließt, sich von ihrem Ehemann zu trennen.

Die Kriminalgeschichte selbst ist solide und gut erzählt und lässt sozialpolitische Themen miteinfließen. Es gibt verschiedene Erzählstränge und genügend Hinweise, die die Leser*innen glauben machen, sie seien schlauer als der Kommissar und erst später realisieren lassen, dass sie sich auf der falschen Fährte befunden haben. Fazit: Unterhaltsame Krimikost mit Lokalkolorit.

Verena Fabris

Lisa Lercher: Jenseits auf Rezept. 272 Seiten, Haymon Verlag, Innsbruck – Wien 2018 EUR 12,95