Liebe und Freundschaft

Aids in Chicago der 1980er Jahre, eine verheerende Epidemie, die sich tief in das Lebensgefühl der homosexuellen Szene einnistet und zu massiven Verunsicherungen in den Freundschafts- und Liebesbeziehungen führt. Der an sich monogame, homosexuelle Kunstexperte Yale wendet sich von seinem permanent eifersüchtigen Lebensgefährten Charlie ab, als er erfährt, dass dieser selbst sein Beziehungsleben mit Affairen ausgeschmückt hat. Zwei weitere Handlungsstränge führen uns mit Fiona, die auf der Suche nach ihrer erwachsenen Tochter Caire ist, in das Jahr 2015 nach Paris und in die Vergangenheit von Fionas Tante Nora, die gern ihre Kunstsammlung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Stiftungsgesellschaft von Yale vermachen möchte, um das künstlerische Schaffen der Liebe ihres Lebens an die Außenwelt zu vermitteln. Yale und Fiona, deren Bruder Nico als eines der ersten Opfer im eigenen Bekanntenkreis an Aids stirbt, verbindet eine innige Freundschaft. Ein aufwühlendes Buch, das den Mikrokosmos einer ganzen Generation der Gay-Szene beleuchtet, spannend erzählt und herzzerreißend. Wer Lust hat, in diese finstere Zeit einzutauchen, wird belohnt mit Protagonist*innen, mit denen man empathisch ist. Man mag das Buch bis zur letzten Seite nicht mehr aus der Hand legen. Sentimental, aber zuweilen brauchen wir genau das.

ML

Rebecca Makkai: Die Optimisten. Aus dem Engl. von Bettina Abarbanell. 620 Seiten, Eisele, München 2020, EUR 24,00