Ménage-à-trois in der High Society
Die Großmutter der Autorin, Jennifer, heiratete 1942 Robert Heber-Percy, und bekam ihre Tochter Victoria. Aber bereits 1944 trennte sich Jennifer und zog aus. Denn ihr Ehemann, auch bekannt als Mad Boy, war eigentlich schon vergeben, und zwar an Lord Berners, mit dem er eine lebenslange schwule Beziehung hatte. Die beiden Männer, die altersmäßig weit auseinander lagen, lebten auf Faringdon House, Lord Berners Anwesen. Exzentrisch waren beide, Lord Berner hielt zum Beispiel Tauben, die er in Regenbogenfarben einfärbte. Als Jennifer und der Mad Boy heirateten, zogen sie nach Faringdon und lebten dort eine Zeitlang in einer Ménage-à-trois, ein Skandal in der damaligen Zeit.
Sofka Zinovieff bereitet in ihrer Biografie diese Dreier-Geschichte gründlich auf, bis hin zu ihrer eigenen Geschichte – sie erbt Faringdon House von ihrem Großvater. Viele Fotos zeigen die Originalschauplätze in Faringdon House und die ProponentInnen in verschiedenem Alter. Jeden Lebensweg zeichnet sie genauestens nach und gibt so interessante Einblicke in einen ungewöhnlichen Haushalt der britischen High Society.
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Sofka Zinovieff: Mad Boy, Lord Berners, meine Großmutter und ich. Aus dem brit. Engl. von Gregor Runge. 480 Seiten, dtv, München 2017 EUR 28,80