No pasarán!

Es gibt Bücher, bei deren Lektüre man schreien möchte. Oder sich zumindest ununterbrochen fragt, wie die beschriebenen Geschichten wahr sein können. Um ein Beispiel für eine eher harmlosere Variante aus „Brot und Rosen“ der argentinischen Diplompsychologin und Spezialistin für Frauenstudien Andrea d’Atri zu geben: 1804 wird im Code Civil, Traktat der napoleonischen Weltordnung und idealtypisches Vorbild für zahlreiche weitere Gesetzestexte, formuliert, die Frau sei Eigentum des Mannes. Weniger „harmlose“ Beispiele aus der Jetztzeit gibt es leider zuhauf, von den extrem unterbezahlten und rechtlosen „Sans Papiers“, bei denen Frauen die schlechtesten Bedingungen haben, über Zwangsprostitution und, last but not least, die zahllosen Gewalttaten gegenüber Frauen – auch in den angeblich so zivilisierten europäischen Ländern. Nie war die globale Arbeiter*innenklasse so weiblich wie heute. Andrea d’Atri gelingt ein unglaublich spannender Text zwischen Tatsachenreport und empörender Storyline. Sie startet ihren Text mit den Wurzeln der Frauenbewegung zur Zeit der französischen Revolution, fügt gut lesbare politische Theorie hinzu und stellt die Ereignisse stringent bis zu ihren vielfältigen Verästelungen in heutigen anti-machistischen Bewegungen bis zur Queer Theory dar. Ein besonderer Fokus liegt auf den südamerikanischen Entwicklungen, die durch das Aufzeigen internationaler Kontexte umso anschaulicher werden.

Susa

Andrea d’Atri: Brot und Rosen. Klasse und Geschlecht im Kapitalismus. Aus dem argenti. Spa. von Lilly Schön. 250 Seiten, Argument Verlag, Hamburg 2019 EUR 15,90