Ohne Papiere Putzen für das Paradies

Armut, Flucht vor Krieg, häusliche Gewalt. Negussie aus Eritrea, Ariana aus dem Kosovo, Antonella aus Chile: Auch sie haben einen Grund, warum sie in die Schweiz gekommen sind. Sie putzen, kochen, hüten Kinder. Sie arbeiten am Bau, in der Gastro, in der Landwirtschaft. Meist für rund 400 bis 600 Franken im Monat. Ohne Papiere, ohne Rechte und ohne soziale Absicherung. Sans-Papiers werden sie genannt. Jene, die auf der Suche nach einem besseren Leben in die Schweiz migriert sind und illegal arbeiten. Sie verrichten Arbeiten, die durch Schweizer oder EU-Staatsangehörige nicht vollständig abgedeckt werden. Ohne sie würde das Wirtschaftsgefüge auseinanderbrechen. Sie tragen somit zum Wohlstand des Landes bei. Und bleiben dabei unsichtbar, stillschweigend akzeptiert. Schätzungsweise 100.000 Sans-Papiers leben aktuell in der Schweiz. Die Chancen auf eine Aufenthaltsgenehmigung sind und bleiben gering. Bereits in den 70er Jahren prägten Politiker den Begriff der ‚Überfremdung‘, Aufenthaltsbewilligungen wurden eingeschränkt. Auch der aktuelle Bundesrat-Bericht aus dem Jahr 2021 hat bislang nichts bewirkt. Ihr irregulärer Aufenthalt zwingt die Sans-­Papiers zum Leben in der Anonymität. Jede Auffälligkeit könnte das Auffliegen ihres fehlenden Status und somit den Verlust ihrer Existenz zur Folge haben. Für den berührenden Text-Bildband von Journalistin Tanja Polli und Fotografin Ursula Markus trauen sich ein paar Unsichtbare aus dem Schatten. Zeigen ihre Gesichter und Persönlichkeiten, teilen ihre Geschichten und Emotionen. Zu spüren ist die psychische Belastung, Verzweiflung. Aber auch Stärke und enormer Lebensmut.
Nina Kreuzinger
Tanja Polli, Ursula Markus: Die Unsichtbaren. Sans-Papiers in der Schweiz. 256 Seiten, Rotpunktverlag, Zürich 2021 EUR 38,00