Posts aus Berlin
Posts aus Berlin
Spätestens seit dem Erfolg der Wiener ‚Facebook-Literatin‘ Stefanie Sargnagel, gelten Posts als legitime Form des literarischen Ausdrucks, irgendwo zwischen Aphorismus, Kurzprosa und Ego-Dokument. Auch die Berlinerin Elisa Aseva veröffentlicht seit Jahren kurze literarische Texte in sozialen Medien. Die hier abgedruckten Posts dokumentieren Gedanken, Erinnerungen an den Alltag der Autorin zwischen 2017 und 2020, erzählen vom Leben als alleinerziehende Mutter und Kellnerin, von Erfahrungen mit Rassismus als PoC in einer weißen Mehrheitsgesellschaft, von Nazis und Punks, Hipstern und Power-Couples, von skurrilen, schönen, unerwarteten und beschissenen Begegnungen in der Großstadt. Zum Teil etwas kitschig klingende Reflexionen von persönlichen Höhen und Tiefen wechseln sich ab mit humorvollen wie auch interessanten Statements zu Politik und Gesellschaft, dazwischen eingestreut immer wieder ein paar lyrische Zeilen. Die Form des Textes bestimmt hier ein wenig das Leseverhalten, das Buch als eine Art Offline-Timeline, von der sich die Leserin über einen längeren Zeitraum immer wieder ein paar Absätze genehmigen und als Anregung zum Nachdenken mit in den Tag nehmen kann.
ReSt
Elisa Aseva: Über Stunden. Posts. 189 Seiten, weissbooks, Berlin 2021 EUR 18,00