Rivalinnen der Schönheit
Liv Strömquist gelingt mit Im Spiegelsaal erneut, die Geschichte eines gesellschaftlichen Diskurses als Graphic Novel zu zeichnen und so als philosophische und feministische Diagnose für die Gegenwart greifbar zu machen. Diesmal beschäftigt sie sich mit Schönheit und dem Geliebt-Werden und infolgedessen mit dem Abgelehnt- und Ausgebeutet-Werden sowie den Spaltungen, die das Schaffen von Bildern und das so hergestellte zweite Ich z.B. auf Social Media mit uns macht. Entlang von Denker*innen wie René Girard, Zygmunt Baumann, Eva Illouz und Susan Sontag enthüllt sie in fünf Kapiteln die kapitalistische Logik des Schönseins und des Schönsein-Wollens, dessen zentraler Verhandlungsort einmal mehr der weibliche Körper, bzw. der weibliche Körper der Rivalinnen und Konkurrentinnen ist, der zur Projektionsfläche der eigenen Abwertung wird. An manchen Stellen erscheint das Begehren, der Wunsch, geliebt zu werden und die ökonomische Nutzbarkeit von Schönheit (sowohl im ausbeuterischen als im selbstermächtigenden Sinne) etwas zu austauschbar zu sein, insgesamt aber bereiten die großartigen Illustrationen und die mit viel feministischem Witz und Pointiertheit präsentierten Theorien und Anekdoten große Leselust. Kunstvoll, schlau und ausgiebig Stoff zum Schmunzeln!
Eva Hallama
Liv Strömquist: Im Spiegelsaal. Aus dem Schwed. von Katharina Erben. 152 Seiten, Avant-Verlag, Berlin 2021 EUR 20,60