Verschlagwortet: Nationalsozialismus
Die 10-jährige Gerda liest im Jahre 1942 gerade mit großer Begeisterung „Die drei Musketiere“ und sieht sich selbst schon als ein Musketier, als sie sich plötzlich und unerwartet mit Kämpfen konfrontiert sieht, in denen es tatsächlich um Leben und Tod geht: Ihre Eltern haben im Keller zwei jüdische Kinder vor...
Seit einigen Jahren tobt im deutschsprachigen Raum der Streit, ob lesbischen Frauen als Verfolgungsopfer des Nationalsozialismus gedacht werden könne. Die Linien der Kontroverse liegen an den Fragen, ob die diesbezügliche Situation von Lesben mit jener von Schwulen verglichen werden könne, auf welche Gebiete und Gesetze der NS-Herrschaft zu welchem Zeitpunkt...
So lautet eine kleine, aber aufschlussreiche interne Notiz in Eva Ruttes Antrag an den Neuen Hilfsfond, in dem die Gattin eines Gynäkologen – beide konnten sich rechtzeitig vor den Nationalsozialisten ins sichere Exil retten – Anspruch auf Hilfsleistungen stellte. Barbara Sauers Beitrag „Beruf: Arztgattin?“ beleuchtet eindrücklich die genderspezifischen Aspekte der...
Die AutorInnen versuchen anhand von Lebensgeschichten dreier Widerstandskämpferinnen eine mikrosoziologische Aufarbeitung der Widerstandsnetzwerke, denen diese jeweils angehörten. Die untersuchten Gruppen sind der Kommunistische Jugendverband (Barbara Eibensteiner), der tschechische Widerstand (Irma Trksak) und die Mischlingsliga Wien (Gertrude Horn). Alle drei Netzwerke sind dem kommunistischen Widerstand zuzurechnen. Neben den Wegen in den...
Längst überfällig liegt nun eine Biografie mit umfangreichem Fotomaterial über das ein Jahrhundert überspannende Leben Schütte-Lihotzkys vor. Von den Anfängen in Wien als erste Frau erfolgreich im sozialen Wohnungsbau arbeitend, über Frankfurt, wo sie unter Ernst May an der Entwicklung des seriellen Hausbaus wirkt, bis zu ihrem siebenjährigen Aufenthalt in...
Die Autorinnen fassen den Forschungsstand einer bis Anfang der 1990er Jahre vernachlässigten Opfergruppe des Nationalsozialismus kompakt zusammen, und zwar der als „asozial“ verfolgten Frauen. Die ungenaue begriffliche Definition von „asozial“ im Nationalsozialismus ermöglichte eine zielgerichtete Verfolgung all jener, die nicht in die herrschende Ideologie passten. Es wird dabei die Rolle...
Lotte Dorowin-Zeissl wurde 1943 bei einer von der Gestapo durchgeführten Razzia in der Universität Straßburg angehalten und als Geisel verhaftet. Ihr Weg führte durch verschiedene Gefängnisse in Frankreich und schließlich ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, wo sie bis zur Befreiung 1945 interniert war. Der schmale Band versammelt Aufzeichnungen Lotte Dorowin-Zeissls und Ausschnitte...
Die handgeschriebenen Lebenserinnerungen der im Jahr 1982 verstorbenen jüdischen Journalistin und Autorin Gabriele Tergit wurden nun neu editiert und herausgegeben. Anschaulich beschreibt Tergit die Wirkung in der Zivilgesellschaft auf die politischen Veränderungen in den unterschiedlichen Zeitabschnitten von der Weimarer Republik bis weit in die Nachkriegszeit hinein in Deutschland. Wie kann...
Der Debutroman von Raphaela Edelbauer wurde sowohl für den deutschen als auch österreichischen Buchpreis nominiert. Er liest sich als hybride Parabel mit kafkaesken Einschüben, streckenweise dann wieder als Krimi und auch historische Legenden werden verarbeitet. Die tablettensüchtige Ruth Schwarz ist dabei, ihre Habilitationsschrift in theoretischer Physik zu verfassen, als sie...
Helga Glantschnigs ausgezeichnetem Buch gelingt durch die distanzierte Erzählhaltung ein Porträt, das wahrscheinlich viel mit anderen Biografien von ZeitzeugInnen teilt. In der Einführung vor dem Original-Tagebuchtext ihrer Mutter beobachtet sie aus einer analytischen Perspektive, die nie in eine moralische Wertung verfällt. Mit simplen Daten und sachlichem Stil zeichnet sie ein...