Schwarzer Schnee

Mehr als 10 Jahre ist es her, dass im Dorf etwas passiert ist, bei dem Yann fast ums Leben gekommen wäre. Es waren 5 Kinder, die ihn malträtiert und gequält und seinen Hund erschossen haben. Die nun erwachsenen Täter_innen kehren an den Ort des Geschehens zurück, nachdem Barbara, eine von ihnen, die am damaligen Verbrechen teilgenommen hat, sich umgebracht hat. Einzeln kommen die Jugendlichen zu Wort, um zu kommentieren, ob Barbaras Freitod mit dem damaligen Vorfall zu tun hatte. Sie schildern ihre Sicht über ihre Freundschaft untereinander und wie sie sich gegenseitig wahrgenommen haben. Inokai gelingt es die unterschiedlichen Stimmen so schwingen zu lassen, dass die dörfliche Trostlosigkeit und Intoleranz spürbar wird. Es bleibt offen, ob die gewaltsame Mutprobe und ihre überschießende Aggressivität gegenüber Yann dem geschuldet war, dass Yann homosexuell ist. Der Roman zeigt, dass aus Opfern Täter_innen werden und dass praktiziertes Unrecht selten so verarbeitet wird, dass es zukünftig vermieden werden kann. Ganz im Gegenteil wird Unrecht toleriert oder taubuisiert. Ein gelungener Roman, in dem Sätze so komponiert sind, dass die existenziellen Schieflagen des Lebens deutlich werden.
ML
Yael Inokai: Mahlstrom. 179 Seiten, Rotpunktverlag, Zürich 2017 EUR 22,50