Sexuelle Gewalt an Frauen im Zweiten Weltkrieg
Miriam Gebhardt geht der Frage nach, wie die Vergewaltigung deutscher Frauen durch alliierte Soldaten am Ende des Zweiten Weltkrieges und danach aufgearbeitet wurde. Die Quellenlage ist für die Historikerin nicht einfach, da die Zeitzeuginnen entweder nicht mehr am Leben oder nicht bereit sind, sich durch Interviews noch einmal den traumatisierenden Erlebnissen zu stellen. Fehlende amtliche Dokumentationen erschweren die historische Aufarbeitung zusätzlich, doch die Autorin stützt ihre Erkenntnisse auf neue Quellen. Das Buch widmet sich den konkreten Gewalterfahrungen von Frauen und den Vorurteilen, denen sie als Opfer von Gewalt durch Vertreter der Nachkriegsgesellschaft (Polizisten, Gynäkologen, Juristen, Priester) ausgesetzt waren. Ausführlich setzt sich die Autorin mit der Auswirkung von Gewalterfahrung auf die Lebensqualität der Frauen und ihrer Kinder auseinander. Gleichzeitig räumt sie in ihrem Buch mit den schlimmsten Vorurteilen zu diesem Thema auf. Die Vergewaltigung durch westliche alliierte Soldaten wird verharmlost und als weniger schlimm gewertet als die Vergewaltigung durch Rotarmisten. Die Autorin wirft einen kritischen Blick auf rassistische Vorurteile, dass Vergewaltiger primär „Mongolen“ oder „Asiaten“, „schwarze Kolonialsoldaten aus Algerien, Tunesien und Marokko“, „unter den Amerikanern Schwarze oder ‚Neger’“ im Gegensatz zu den weißen westlichen Befreiern seien. Maria Schernthaner
Miriam Gebhardt: Als die Soldaten kamen. Die Vergewaltigung deutscher Frauen am Ende des zweiten Weltkrieges. 351 Seiten, Deutsche Verlags-Anstalt, München, 2015 EUR 22,70