Smash Patriarchy!
Was wir alles verlernen müssen, um patriarchale Strukturen aufzulösen, war die Einstiegsfrage, aus der sich diese wunderbar abwechslungsreiche, tiefsinnige und kritische Publikation ergeben hat. Die Autorinnen entwickeln in 15 Kapiteln jeweils einen für sie besonders markanten Aspekt. Stellvertretend seien hier genannt: „unlearn rassismus“ – das verlangen Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar. Sie eröffnen ihr Kapitel mit einer Sequenz, die das Bild eines Schwarzen Fötus auf Social Media zeigt. Dieser Moment erinnert die Autorinnen daran, „wie eine patriarchale Medizin den männlichen (weißen) Körper zur Norm erhebt“ und bringt auf den Punkt, was bisher ausgeschlossen war: die Repräsentation nicht-weißer Menschen. „Das Patriarchat erschuf den Rassismus, sie bedingen, bestärken und überlagern einander.“ Im Kapitel „unlearn politik“ verlangt Kristina Lunz, feministisches Völkerrecht gegen männliche Privilegien stark zu machen. Madeleine Alizadeh schreibt im Kapitel „unlearn identität“, wie sie als Kind innerlich zerrissen zwischen kulturellen Herkünften zu jonglieren versuchte. „Ich lerne, dass meine Identität aus verschiedenen Puzzlesteinen besteht. Ich schlüpfe in verschiedene Häute, setze mir verschiedene Hüte auf.“ Emilia Roig befasst sich im Kapitel „unlearn liebe“ mit den patriarchalen Konstruktionen von Geschlechterrollen, ‚Romantik‘ und erfüllten heteronormativen Zweierbeziehungen: „Die Frauen und ihre Sexualität, ihre Körper. Und Reproduktionsfunktion sowie ihre Arbeitskraft, ihren Besitz und ihr Kapital zu kontrollieren, ist die wichtigste Funktion der Heterosexualität.“ Spannende Lektüre. Susa Lisa Jaspers, Naomi Ryland, Silvie Horch: Unlearn Patriarchy. 320 Seiten, Ullstein, Berlin 2022 EUR 22,99