So geht Frauenberatung
Was macht eine Frauenberatung so spezifisch? Was ist der Unterschied zur Psychotherapie? Und was hilft Frauen eigentlich am besten am Weg zu Selbstständigkeit und Eigenmächtigkeit? Die Philosophin und Beraterin Bettina Zehetner ist seit vielen Jahren im Wiener Verein „Frauen* beraten Frauen*“ tätig und hat dort bereits 2006 die webbasierte Onlineberatung gegründet. Im vorliegenden Band erläutert sie anhand der Themenfelder Beziehungskonflikte, Gewalt, Arbeit und Körper die feministisch zentrale Perspektive auf die Wechselwirkung zwischen strukturellen Bedingungen und individuellen Bewältigungsmöglichkeiten: Schon die Einsicht in einengende Geschlechterrollen eröffnet oft darüber hinausgehende Handlungsspielräume. Zahlreiche berührende Fallbeispiele zeigen auf, wie Beratungsprozesse, mutige Befreiungsschritte und -schrittchen sowie das bestärkende Geschehen in Frauengruppen ablaufen können. Nicht eindeutig ist, an wen sich das Buch eigentlich wendet, da unterschiedliche Textformen zum Einsatz kommen: Für einen Sachtext wären mehr Stringenz (bereits im Titel) und Einbezug von neuerer Fachliteratur wünschenswert gewesen; der Bewerbungston für die Beratungsstelle, die direkte Ansprache mit „Sie“ und Aufforderungen mit Rufezeichen richten sich streckenweise an (potenzielle) Klientinnen. Dies lässt sich zusammenfassend dahingehend interpretieren, dass hier eine leidenschaftliche Beraterin Einblick in Haltung, Ablauf und Erfolge ihrer Arbeit ermöglicht und mit der direkten Anrede der Klientinnen diesen auch offenlegt, wie frauenspezifische Beratung funktioniert.
Meike Lauggas
Bettina Zehetner: Reparaturprojekt Mann – Erholungsgebiet Frau. Frauen beraten Frauen. Feministische psychosoziale Beratung bei Beziehungskonflikten, Gewalterfahrung, Trennung und im Umgang mit Arbeit, Geld und Körper. 153 Seiten, DIAMETRIC Verlag, Würzburg 2020 EUR 19,50