Spiritualität und Natur

Annie Dillard zieht mit Mitte 20 ins Grüne, an den Tinker Creek in die Virginia Blue Montains, um dort die Natur zu beobachten. Inspiriert von Thoreau’s Walden geht sie stets spazieren und schreibt über ihre Beobachtungen. Die Beschreibung beginnt im Winter und durchwandert einen Jahreszyklus. Sie beschreibt schöne Momente wie das Aufblitzen von zahllosen Fischleibern in der Sonne, und gnadenlose Momente wie die Aussaugung eines Frosches. Was ihr jedoch am Wichtigsten zu sein scheint, ist ihre Beziehung zum Göttlichen zu suchen und sich selber neu zu sehen. Ihr Zugang zur Natur ist sehr leidenschaftlich, das hat mir beim Lesen gefallen. Ihr Stil ist intensiv und unsentimental, manchmal blitzt sogar ein gewisser Witz auf. Für spirituell interessierte LeserInnen könnte ihr religiöses Suchen inspirierend sein.

Mit ihrem Werk, das sie 1974 verfasst hat, hat Annie Dillard den Pulitzer Preis gewonnen. Das dem Buch neu hinzugefügte Essay von William Deresiewicz liefert zudem interessante Einblicke in ihr Leben. gam

Annie Dillard: Pilger am Tinker Creek. Aus dem Engl. von Karen Nölle. Nachwort von Karen Nölle. Essay von William Deresiewicz. 348 Seiten, Matthes & Seitz Naturkunden, Berlin 2016 EUR 22,70