Street Photography aus New York

Denken, fühlen, sehen . . . fühlen, sehen, denken: Anlässlich der Retrospektive zu Ehren der Fotografin Helen Levitt in der Wiener Albertina im Winter 2018/2019 entstand dieser Katalog. Abgebildet sind die wichtigsten Schwarz-Weiß-Fotos und auch einige Farbfotos der 2009 verstorbenen nordamerikanischen Fotografin.
Die Aufnahmen zeigen die Straßen von New York, insbesondere Ausschnitte der Stadt­teile Spanish Harlem oder Lower East Side. Im Mittelpunkt sind Menschen, zumeist Kinder, zu sehen, die sich den öffentlichen Raum aneignen. Der Tenor der versammelten Beiträge im Katalog bestätigt, dass die Künstlerin das Subversive schätzt. Für ihre Aufnahmen wählt sie Protagonist_innen, die sich als Subjekte den industriell angefertigten Waren der Konsumwelt verweigern. Die Kinder verwenden phantasievoll Gegenstände kollektiv und kreativ, die für sie auf den Straßen auffindbar sind. Der fotografische Blick reproduziert selbstbewusste Subjekte, die sich außerhalb ein­engender Mietwohnungen auf der Straße selbstdefinierten Gestaltungsraum nehmen. Die Darstellung ihrer materiellen Armut steht nicht im Mittelpunkt. Sei es, dass Kinder aus Pappkartons Verstecke basteln, sich Masken aufsetzen, sich aus alten Möbeln Hindernisse bauen oder auf Hauswänden klettern, es wird das aktiv Spielerische in den Blick gerückt und dadurch haben die Fotos etwas Emanzipatorisches und das hat für das Auge der Betrachterin eine faszinierende Anziehungskraft.
ML
Helen Levitt – Die berühmteste und zugleich unbekannteste Fotografin ihrer Zeit. Hg. von Walter Moser, Albertina, 203 Seiten, Kehrer Verlag, Wien 2018 EUR 39,90