Trennende Welten

Drei Schwestern zwischen zwanzig und dreißig, die verschiedener nicht sein können, begeben sich nach Jahren der Trennung auf eine gemeinsame Wanderung mit einem dramatischen Ausgang. Elija ist mit Down Syndrom auf die Welt gekommen, verbringt ihre Zeit mit Schauspielaktivitäten und hätte gern ein eigenes Kind. Noa arbeitet in einer Kantine und hat einen Zweitjob als Liebesbegleiterin in Pflegeheimen. Die Studienabbrecherin Loth ist deutschnationale Patriotin und verabscheut und bekämpft alles, was „anders“ ist. In behutsamen Tönen wird die Wanderung zeitlich rekonstruiert, indem die drei Frauen ihre persönlichen Lebenswelten in inneren Monologen verarbeiten. Bei allen dreien stimmt etwas nicht. Genau die eigene Zerissenheit kann allerdings auf dieser Wanderung mit den jeweiligen gegenüber stehenden Schwestern nicht verhandelt werden, da die gegenseitigen Abstände im Leben nicht leicht kompensiert werden können. Der Debutroman geht unter die Haut. Es ist spürbar, wie Lasker-Berlin, die künstlerisch in der Theaterwelt zu Hause ist, einen Flair für Dramatik hat.

ML

Amanda Lasker-Berlin: Elijas Lied. 254 Seiten, Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt/M. 2020 EUR 22.70