Über die Wichtigkeit von Communities

Dass auch Soziale Arbeit eingeschrieben ist in Kolonialismus und den ehemaligen Kolonien Subsahara-Afrikas von außen bzw. oben aufoktroyiert wurde, hat bislang wenig Eingang gefunden in die (sozialarbeits-)wissenschaftliche Auseinandersetzung im Globalen Norden. Genauso wenig wurden in der (deutschsprachigen) Academia praktische Beispiele erforscht, die dem entgegen auf eine das lokale Wissen und Handeln berücksichtigende, „kulturadäquate“ Praxis der Unterstützung und des Empowerments setzen. Stella Rothenberger liefert mit vorliegender Studie einen ausführlichen Einblick in die Arbeit einer Organisation, die genau dieses indigene Wissen in ihre Ansätze und Methoden implementiert und darauf aufbauend Projekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Mädchen und Frauen in Sierra Leone umsetzt: von Bildungsprojekten, Ausbildungsprogrammen bis hin zu Schutzhäusern und Aufklärungskampagnen reicht die Palette der stark Community-orientierten Sozialen Arbeit. Irritierend ist in diesem Zusammenhang für die Leserin die wiederholte, verharmlosende Verwendung des Begriffs (Mädchen-)Beschneidung als Synonym für die Praxis von FGM. Dennoch liefert die Autorin eine aufschlussreiche Analyse über Praktiken der Sozialen Arbeit, die auch im Globalen Norden mehr Rezeption finden sollten.

Maria Hörtner

Stella Rothenberger: Indigene Soziale Arbeit. Kulturadäquate Ansätze einer lokalen Nichtstaatlichen Organisation in Sierra Leone. 405 Seiten, Campus, Frankfurt/M. 2021 EUR 51,95