Wir sind Subjekt
Ein Buch, das rund 40 Beiträge voller Selbstoffenbarung, Selbstreflexion und Selbstbestimmung von Menschen versammelt, die verRückt und/oder beHindert werden. Eindrucksvoll berührend schildert die Herausgeber*in im Vorwort, dass das Projekt durch viele Höhen und Tiefen gegangen und das eine oder andere Mal kurz vor dem Aus gestanden sei. Dass viel Leidenschaft und Herzblut in das Buch geflossen ist, wird nicht nur durch diese Hintergrundinformationen ersichtlich, sondern zieht sich durch alle Beiträge. Veränderungen der eigenen Position(en) werden im Buch angemerkt. So können Leserinnen Gedankenprozesse transparent nachvollziehen und Lernerfahrungen erleb/sen. Egal ob Bilder, Gedichte, autobiografische Erzählungen oder Lieder, jeder Beitrag ist individuell, intim-emotional und macht es möglich, in eine Welt einzutreten, die oft stigmatisiert, vergessen oder nicht bekannt ist. Manchmal mit (schwarzem) Humor, ein anderes Mal mit Wut, lassen die Mitwirkenden ihrer Kreativität freien Lauf, ohne auf die gesellschaftlichen (Sprach)Barrieren zu achten. Diese emanzipatorischen Raumaneignungen schaffen Öffentlichkeit für Themen wie Suizid und sparen (zum Glück) auch nicht mit Kritik. So wird der jährlich von der heimischen Politik und High-Society zelebrierte Event „Licht ins Dunkel“ endlich in ein dunkles Licht gestellt, in dem es nicht um ein selbstbestimmtes Leben geht, sondern um die Objektivierung von behinderten Menschen. Abschließend bleibt zu hoffen, dass dieses Buch Nachahmer*innen findet und viele Menschen zusammenbringt. Ines Schnell
Eliah Lüthi: beHindert & verRückt. Worte_Gebärden_Bilder finden. 239 Seiten, Edition Assemblage, Münster 2020 EUR 12,40