Zittern des Kolibris
In poetischen, nahezu trügerisch verträumten Worten fließt die Geschichte von Ella durch das Dickicht des kolumbianischen Dschungels, durchwoben von Rückblicken, die ihre gegenwärtige Realität zeichnen. Bei der von Isabella Feimer erzählten Tragik des Erlebten verschmilzt die umgebende Natur mit Ellas Innerem, sie kämpft und lässt geschehen – aufgrund selbst erfahrener Grenzen. Mithilfe der toxischen Vegetation des Dschungels wird ein Bogen aus (in sich) Gefangensein, emotionaler Abhängigkeit, sexuellem Verlangen und Träumen gespannt, der durch das kleinste Zittern eines Kolibris zerreißen kann. Isabella Feimer gelingt es, dieses hochsensible Thema von der Verborgenheit und den Folgen von Missbrauch anhand dieser Geschichte einer mit ihrer Vergangenheit und der schwülen Umgebung versponnenen Frau zu beschreiben – einer Geschichte, die berührt und zugleich wütend macht. Absolut lesenswert und leider immer noch so aktuell.
Flora Kirnbauer
Isabella Feimer: Wir könnten Dschungel sein. 208 Seiten, Braumüller, Wien 2024 EUR 23,00