Zur Apokalypse und wieder zurück
Dieser Band ist eine ausgesprochen coole Sammlung, ein Best-Of der feministischen Spekulation von Ursula Le Guin über Helene Cixous bis zu Donna Harraway. Er ist eine weitläufige Dokumentation des Workshops „Feminist speculations with strange bedfellows“, der 2018 in Potsdam stattfand. Die Herangehensweise ist vielfältig. Über aktuelles Filmgeschehen wird an feministische Thesen der Imagination als politische Strategie angeschlossen, es geht um ein Wieder-Lesen und Weiter-Tragen von Theorie, um die Struktur von Realität, das Neu- und Wiedererzählen und Dekonstruieren, das Applizieren auf die vielschichtigen Herausforderungen von Anthropozän, Kapitalozän, Technozän und Plantagozän als politische Strategie – nicht nur aus der Perspektive des globalen Nordens, sondern auch hinsichtlich dekolonialer, afrofuturistischer bzw. afrofeministischer Perspektiven. Diese Sammlung ist nicht nur theoretisch äußerst dicht, sondern auch tatsächlich unterhaltsam zu lesen. Mein Lieblingsbeitrag beschäftigt sich mit der Analyse dänischer Schweinefarmen im Familienbetrieb und anderen Geschichten. Erfrischend, peppig und nerdig – ich kann es nur empfehlen, hier mal reinzuschmökern.
Karin Schönpflug
Feministisches Spekulieren. Genealogien, Narrationen, Zeitlichkeiten. Hg. von Marie-Luise Angerer und Naomie Gramlich. 239 Seiten, Kulturverlag Kadmos, Berlin 2020 EUR 20,50