„Zum gepflegten Lesbentum gehören auch gepflegte Hände“

Am Symposium „Psychoanalyse und lesbische Sexualität“ an der Internationalen Psychoanalytischen Universität Berlin gingen 2020 die emotionalen Wogen hoch. Praktizierende Psychoanalytiker*innen trafen auf lesbisch-feministische Aktivist*innen, leidenschaftlich wurde diskutiert und oft einander verfehlt. Enttäuschung und Empörung aufgrund der jahrzehntelangen Pathologisierung lesbischer Sexualität wurden laut und parallel dazu wurde deutlich, welche Leerstelle hier nur umkreist wurde. Denn neben der Dämonisierung als phallisch-aggressiv und dem Ausschluss aus Institutionen ist auch die Vernachlässigung oder Verniedlichung eine Strategie des Unsichtbar-Machens und Zum-Verstummen-Bringens. Konsequent riefen die Organisator*innen dazu auf, Kommentare zu den Vorträgen zu schreiben. Und was für originelle und lustvoll-kritische Kommentare sind hier verfasst worden! Aus meiner Sicht eine wirklich gelungene Einbeziehung des Symposium-Publikums, dessen eloquente Kritik im Sammelband aufgenommen wurde. Diese Partizipation und Vielstimmigkeit machen den Band spannend – aus der Befremdung ist damit eine überaus produktive Begegnung entstanden.

  Bettina Zehetner

Vom Lärmen des Begehrens. Psychoanalyse und lesbische Sexualität. Hg. von Victoria Preis, Aaron Lahl, und Patrick Henze-Lindhorst. 323 Seiten, Psychosozial -Verlag, Gießen 2021 EUR 29,90