Wohin nach dem Sommer?

Mit „Drei Sommer“ erschien kürzlich erstmals ein Roman der griechischen Autorin Margarita Liberaki (1919-2001) auf Deutsch. Während die Romane ihrer Zeitgenossin Tove Ditlevsen im deutschsprachigen Raum gerade gefeiert werden, existiert zu Liberaki, deren Roman von 1946 in Griechenland zu den „Klassikern der Moderne“ zählt, noch nicht einmal ein deutschsprachiger Eintrag auf Wikipedia. Doch das wird sich sicherlich bald ändern. Anhand der Geschichte von drei Schwestern, die an der Schwelle zum Erwachsenenleben stehen, erzählt die Autorin von den Grenzen und Möglichkeiten junger Frauen jener Generation, ihr Leben in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Durch drei Sommer hindurch nehmen wir Teil am Leben der Schwestern in einem Dorf in der Nähe von Athen. Gemeinsam mit ihrer Mutter und deren Schwester leben sie seit der Trennung der Eltern beim Großvater. Im Sommer bleibt viel Zeit für gesellschaftlichen Umgang, nicht zuletzt mit jenen jungen Männern, die als potenzielle Ehemänner in Betracht kommen, denn Liebe und Heirat sind die Punkte im Lebenslauf, die als fix angenommen werden. Doch vor allem die jüngste, fantasiebegabte Schwester, die als Ich-Erzählerin auftritt, fragt sich, ob sie damit zufrieden sein kann. Die wohlige Sommeratmosphäre wird genauso spürbar, wie die Rastlosigkeit der im Aufbruch befindlichen Schwestern, die keinerlei Unterstützung von außen zu erwarten haben, sondern nur so glücklich werden können, wie sie es sich selbst zutrauen.
 Eva Steinheimer
Margarita Liberaki: Drei Sommer. Aus dem Griech. von Michaela Prinzinger. 351 Seiten, Arche Verlag, Zürich/Hamburg 2021, EUR 24,70