Inspirierende Weltgestaltung
Wild, wunderbar und phantasievoll, dabei praktikabel und bodenständig – so ließe sich das Repertoire von Architektur aus frauengeleiteten Architekturbüros beschreiben. In der Publikation Frauen in der Architektur werden einige dieser visionären Planerinnen vorgestellt. Das Buch ging aus der Vortragsreihe Architektur heute an der Universität Tübingen hervor, bei der 2016–2018 ausschließlich Architektinnen ihre Entwurfspraxis und -theorie vorstellten. In 36 Kurzporträts, illustriert mit ikonischen Gebäuden der Architektinnen, lässt sich ein Einblick in die Vielfalt der Formensprachen gewinnen. Einige seien hier exemplarisch vorgestellt: Anna Heringer arbeitet in ihren internationalen Projekten immer partizipativ und bindet Menschen vor Ort und deren kulturelles Knowhow in die Prozesse ein. Elke Delugan-Meissl spielt beim Wellnesszentrum in Seoul mit Harmonie und Kontrapunkt der Landschaft am Han-Fluss. Lene Tranberg trägt mit einer inversen Raumorganisation bei einem Wohnprojekt für junge Menschen in einem Stadterweiterungsgebiet Kopenhagens zu einer anderen Art von Urbanität bei. Cristina Guedes reorganisiert und redesigned eine frühere Tabakfabrik in ein Zentrum für zeitgenössische Kunst in Porto. Itsuko Hasegawa lässt sich zu ihrem Performing Arts Center in Suzu durch das Bild von Wolken, die wie Kissen über einer poetischen Landschaft schweben, inspirieren. Der Text der Kunsthistorikern Ursula Schwitalla liefert einen historischen Überblick über den lange gepflegten Ausschluss von Frauen aus der Architektur und Pionierinnen des Fachs. Kurzbiografien ergänzen den informativen und ansprechend gestalteten Band.
Susa
Frauen in der Architektur. Rückblicke Positionen Ausblicke. Hg. von Ursula Schwitalla. 216 Seiten, Hatje Cantz, Berlin 2021 EUR 54,00