Diskursive Entkolonialisierung
In dem vorliegenden Band werden vier bedeutsame Essays und Vorträge von Léonora Miano präsentiert. Sie bespricht zentrale Fragen postkolonialer und diasporischer Identitäten im heutigen Europa und Afrika. Verbunden sind diese Fragen auch mit der persönlichen Geschichte und Identität der Autorin. Ihre Ausführungen inspirieren zum Nachdenken über die diskursive Konstruktion von ‚Rasse’ und ‚Schwarzsein’. Sie zeigt auf, dass unser Denken und Sprechen (und Erleben) zutiefst geprägt sind durch den Kolonialismus. So beeinflussen die Konstruktionen von ‚Versklavung’, ‚Rasse’ und ‚Schwarzsein’ bis heute unsere Wahrnehmung und unser Denken und lassen auch im heutigen Frankreich ‚Schwarzes’ Leben und ‚Schwarze’ Erfahrungen stumm bleiben. Dieser Band ist für alle interessant, die sich mit Rassismus und Kolonialisierung diskursiv und damit dekonstruierend auseinandersetzen wollen. Mit dieser diskursiven Dekolonialisierung könnte auch eine neue Perspektive auf aktuelle politische Ereignisse und Diskussionen aufgemacht werden, die nicht zuletzt unseren Blick auf gegenwärtige Migrationsbewegungen erweitern würde.
Susanne Schweiger
Léonora Miano: Eine Grenze bewohnen – Erinnerung dekolonialisieren. Essays. Aus dem Franz. von Lisa Wegener. 157 Seiten, w-orten & meer, Insel Hiddensee 2020 EUR 11,40